Historie der Genealogie-Programme – GENprofi
Einleitung
Mit der Version 4.18 von Ahnenblatt habe ich einen optimierten GEDCOM-Import für bestimmte Genealogieprogramme eingeführt. Typischerweise ist in jeder GEDCOM-Datei ein Hinweis auf das Ursprungsprogramm enthalten. Dieses nutzt Ahnenblatt und versucht GEDCOM-Erweiterungen, Besonderheiten und Fehler dieses Programmes zu korrigieren, so dass möglichst viele Daten dann in Ahnenblatt nutzbar sind. Damit werden Daten nutzbar, die in den meisten anderen Programmen ignoriert bzw. verworfen werden würden. Oftmals mit dem berechtigten Argument, dass die GEDCOM-Datei nicht GEDCOM-kompatibel sei. Aber was nützt es dem Anwender, wenn die GEDCOM-Datei zwar alle Daten enthält, aber diese nicht eingelesen werden, weil sich kaum ein Programm die Mühe macht Besonderheiten anderer Programme zu berücksichtigen (zumal diese auch nirgends dokumentiert sind)?
Man muss also die GEDCOM-Dateien analysieren und am besten mit dem Originalprogramm eigene GEDCOM-Dateien erzeugen, um solche Besonderheiten zu finden und einen Importweg zu erarbeiten. Dabei begibt man sich auf eine Art Zeitreise der Genealogie-Programme, da man längst vergessener Programme versucht wieder zum Laufen zu bringen (die womöglich auf aktuellen Betriebssystemen nicht mehr starten) und deren GEDCOM-Exporte analysiert.
So manche Ahnenforscher bleiben ihrer Genealogie-Software treu, wechseln ihre Software nicht und machen keine Update – zu groß sind die Befürchtungen, dass die mühsam über Jahre erarbeiteten Ahnendaten verloren gehen könnten. So ist es nicht ungewöhnlich, dass Ahnenforscher mit Programmen arbeiten, die 10 Jahre oder gar 20 Jahre alt sind. Versuche die Daten via GEDCOM-Format in eine andere Software zu übernehmen bringen oftmals Datenverluste mit sich, die ich mit dem neuen optimierten GEDCOM-Import minimieren möchte.
GENprofi
Diese DOS-basierte Software wurde erstmals Anfang der 1980er veröffentlicht. 2005 wurde die Version 4 herausgebracht. Aufgrund der 16-Bit-Basis standardmäßig nicht mehr unter aktuellen Windows-Versionen lauffähig, kann aber mit dem DOS-Emulator DOSBox auch unter dem aktuellen Windows 11 genutzt werden. Seit 2017 gibt es eine Version 5, die letztlich die Funktionalitäten der Version 4 in einer 64-Bit-Anwendung bringt. Gleiche DOS-Optik, aber jetzt ohne Emulator unter aktuellen Windows-Versionen lauffähig.
GEDCOM-Export
Um alle Daten zu exportieren ist natürlich der GEDCOM-Export die erste Anlaufstelle. Es gibt einige Optionen, aber letztlich bleibt der Datenexport immer unvollständig. Quellen, Bilder, Namenskennzeichen, Ereignis „Wohnort“ und einige Bemerkungen werden einfach nicht in die GEDCOM-Datei geschrieben.
Alternative: Gesamtexport
GENprofi bietet aber weitere Export-Möglichkeiten, darunter auch „Gesamtexport im erweiterten GEDCOM-Format“ in drei Varianten. Diese Exportvarianten erzeugen dann *.GDF-Dateien (im Verzeichnis C:\GPx\EXPORT), die vom Aufbau her an dem GEDCOM-Format angelehnt sind.
Wirklich alle Quellen und Bilder werden nur in der Variante „Gesamtexport im erweiterten GEDCOM-Format – mit Dateinamengebung“ exportiert, daher ist dieses die beste Option für eine Datenübernahme zu Ahnenblatt.
Allerdings ist auch eine GDF-Datei nicht fehlerfrei. Bemerkungen, die explizit beim Ereignis Geburt eingegeben wurden, werden bei allen Ereignissen (also auch bei Taufe, Tod, Bestattung!) ausgegeben – somit dupliziert. Bemerkungen, die explizit bei Taufe, Tod und Bestattung eingegeben wurden, werden nicht exportiert und gehen somit verloren.
Wie öffnet man nun eine GDF-Datei mit Ahnenblatt?
Da die allerwenigsten Ahnenblatt-Anwender jemals mit einer GDF-Datei zu tun haben werden, gibt es keinen expliziten Öffnen-Dialog. Stattdessen zwei Alternativen.
Entweder ändert man die Dateiendung der GDF-Datei in .ged und öffnet diese dann über „Datei / Öffnen… / GEDCOM-Datei“ oder man öffnet sie per Drag&Drop (mit linker Maustaste die GDF-Datei im Datei-Explorer von Windows anklicken, geklickt lassen und in das Hauptfenster des bereits geöffneten Ahnenblatt-Programms ziehen und dann Maustaste loslassen).
In beiden Fällen kommt eine Nachfrage, dass die GDF-Datei keine GEDCOM-Versionsnummer enthält. Man bestätigt dann kurz, dass die Datei dennoch geöffnet werden soll.
Alternativen im Vergleich
Nicht unerwähnt lassen möchte ich zwei Alternativen der Datenübernahme aus GENprofi in andere Programme.
In den oben erwähnten Export-Möglichkeiten von GENprofi gibt es auch die Variante die GDF-Datei direkt mit „GENprofi-Stammbaum“ (eines alternativen Windows-Genealogieprogramms eines anderen Entwicklers) zu öffnen. Auch wenn es mir nie gelang aus GENprofi direkt GENprofi-Stammbaum zu starten, so kann man aber die erzeugte GDF-Datei manuell dort öffnen. Anscheinend gehen Namensvarianten, Wohnorte, Taufpaten und Trauzeugen verloren und Adoptivkinder erscheinen nicht bei den Eltern.
Weiterhin gibt es ein Plugin der Genealogiesoftware Ages!. Dieses Plugin muss separat heruntergeladen werden und ist anscheinend für die Version 1.50 von Ages! erstellt worden. Vielleicht aus diesem Grund gab es beim Versuch eine GDF-Datei mit der Programmversion 2.1.0 zu öffnen eine Fehlermeldung. Alternativ kann man direkt eine GENprofi-Datenbank-Datei öffnen. Im Ergebnis verlieren Adoptivkinder die Eltern und Ereignisse wie Verlobung, Scheidung, Totgeburt und Vermisst werden mit einem Hashtag und Nummer dargestellt. Bilder werden nicht auf Anhieb gefunden.
Fazit
Ahnenblatt holt das Beste aus einem GDF-Export heraus, der aber leider nicht fehlerfrei ist. Noch fehlt mir allerdings Feedback von GENprofi-Anwendern die den GDF-Import mit „Echtdaten“ probiert haben. Sollten Daten beim GDF-Import in Ahnenblatt fehlen, sollte man prüfen, ob diese in der GDF-Datei überhaupt vorhanden sind (Öffnen in einem Texteditor und Suchen).
Ansonsten gerne Feedback und bei Problemen auch gerne mal eine GDF-Datei zur Prüfung zuschicken. Ich kann GENprofi nicht so gut kennen wie jahrzehntelange Anwender. Sollte ich vermeintliche Fehler erkannt haben, die auf falsche Optionen beruhen, so gerne entsprechendes Feedback bzw. Korrektur.
Einfach mal ausprobieren
Wer noch mit GENprofi arbeitet, kann den GDF-Import gerne mal ausprobieren. Dafür reicht die Demo-Version von Ahnenblatt, die man hier herunterladen kann: zum Download